Viel drunter und drüber und irgendwie alles anders als geplant, so lassen sich die ersten vier Wochen in Kambodscha ganz gut beschreiben. Wir sind an allen Orten nicht nur einmal und sitzen ständig in Nachtbussen. Bis jetzt waren wir viel in Siem Reap, ein paar Tage in Tumneapswey und mehr als die Hälfte der Zeit in Kampot.
So ganz wusste ich nicht, wie ich das in Form von Blogeinträgen verpacken sollte, also mach ich es chronologisch und fange in diesem Beitrag mit generellen Eindrücken, Siem Reap und dem Projekt an.
Um ehrlich zu sein, habe ich mir unter Kambodscha bis vor ein paar Wochen wenig vorstellen können. Ein relativ kleines Land, mit dem viele vermutlich nur Thailand verbinden. Auch über die Geschichte des Landes und die roten Khmer (darüber in einem anderen Beitrag mehr) wusste ich sehr wenig. Ich glaube, dass Kambodscha generell häufig unterschätzt oder übersehen wird.
Es kommt mir vor wie Thailand vor ein paar Jahren, bevor es von Touristen aus der ganzen Welt 'entdeckt' und dementsprechend angepasst wurde. Hier gibt es noch viele untentdeckte Orte. Strände, die nicht von Müll übersäht und Inseln, die nicht komplett von Resorts, Restaurants und Bars beansprucht sind.
Die Khmer verhalten sich uns gegenüber (jedenfalls soweit ich das bewerten kann) persönlicher, weniger distanziert als die Thais. Doch habe ich oft das Gefühl, dass die Regierung sich in manchen Bereichen wenig um die Bewohner schert. 10 jährige Kinder fahren wie selbstverständlich Roller und quetschen sich dabei manchmal zu fünft auf einen, der Straßenverkehr ist unglaublich chaotisch und niemand folgt irgendwelchen Regeln, in der Natur liegt überall Müll herum und wenn dieser stattdessen in Haufen gesammelt wird, werden diese ganz nebenbei verbrannt.
Aber irgendwie mag ich es auch, dieses geordnete Chaos, diese Gelassenheit. Die Straßenstände, an denen man frittierte Bananen, gebratene Nudeln oder Reis, kleine Gebäckstücke, Kaffee (einen Stand davon würde ich echt gerne mitnehmen), Shakes und was den Menschen noch so einfällt für unglaublich wenig Geld bekommt. Die Menschen, die sich mit Plastikhöckerchen auf die Bürgersteige setzen und - umgeben von Durcheinander - in aller Ruhe essen.
Eins der wenigen nervigen Dinge, sind die Tuktuk-Fahrer, die sich an manchen Ecken fast stapeln und sich teilweise, auch nachdem man eine Tuktukfahrt mehrfach verneint hat, schwer abschütteln lassen. Mir wird das irgendwann unangenehm, die Fahrer finden es eher lustig.
Siem Reap
Unser erster Stopp in Kambodscha und jetzt schon unser letzter. Da das Projekt in den Nähe ist, waren wir ein paar mal dort, wenn auch nur für ein paar Stunden.
Es ist irgendwie erst auf den zweiten Blick ganz schön. Das Stadtzentrum besteht aus ein paar vollgestopften Straßen, darunter die Pub Street. Tagsüber relativ leer und entspannt, abends voller Promoter, viel zu lauter parallel laufender Musik, die nicht zusammen passt, Lichter, Verkäufer, die einem tote Insekten andrehen wollen. Nicht ganz meins, aber in den Nebenstraßen lassen sich ein paar süße Bars auffinden, zum Beispiel die Yolo Bar.
Davon abgesehen gibt es einen Night Market, auf dem man Dinge wie Klamotten, Schmuck und Bilder für wenig Geld bekommt und sich gut die Zeit vertreiben kann. An der Riverside gibt es noch mehr Bilder und Krimskrams.
Und natürlich ist da Angkor Wat, der Grund warum die meisten Touris überhaupt nach Siem Reap kommen. Zum Sonnenaufgang haben wir es nicht geschafft, aber auch danach ist es dort echt beeindruckend. Unglaublich viele Tempel auf einem Fleck, zwischen denen wir uns nur schwer entscheiden konnten. Wie bei jeder Touristenattraktion kann man sich hier leicht von Tuktukfahrern oder durchgeplanten Touren abziehen lassen. Wir haben uns also stattdessen einen Roller ausgeliehen und ich habs schon ein wenig vermisst damit durch die Gegend zu fahren.
Unglaublich beeindruckend fand ich außerdem den Phare Circus. Eine Zirkusschule, die Menschen aus ärmeren Verhältnissen eine Chance auf eine kostenlose künstlerische Ausbildung gibt. Die Aufführung erzählt eine echt schöne, berührende Geschichte und ist ganz anders, als man sich den Zirkus so vorstellt.
Für billiges Essen muss man weg aus dem Zentrum zur Riverside. Dort befinden sich jede Menge Straßenstände, genau wie in vielen weiteren Seitenstraßen. Im Zentrum selbst gibts dafür Straßenstände mit Fried Ice Cream Rolls und Fruitshakes.
Weitere Empfehlungen:
Essen; Brunch Deal bei Bayon Pastry School / Coffee Shop, Mocha Frappe und Pastry Basket bei Temple, Coffee Frappe bei Cafe L'Ecole und River Coffee
Schlafen; Kafu Hostel und Yolo Hostel (beide mit Pool, Yolo Hostel etwas außerhalb), Naga Angkor Hostel
Projekt
Der eigentliche Grund, warum wir nach Asien gekommen sind. Irgendwie ironisch im Nachhinein betrachtet. Der Plan war, zwischen sechs und acht Wochen unter der Woche in Tumneapswey, dem Dorf in dem das Projekt hätte stattfinden sollen, zu bleiben und am Wochenende etwas von Kambodscha zu sehen.
Das Projekt an sich besteht aus Englischunterricht an drei Tagen der Woche für so ziemlich alle Altersstufen. Zu dem Zeitpunkt, an dem wir angekommen sind, sind insgesamt 40 Schüler mehr oder weniger regelmäßig zum Unterricht gekommen. Allerdings gibt es das allgemeine Problem, dass viele Eltern Englisch lernen nicht zu schätzen wissen und ihre Kinder stattdessen arbeiten lassen. Manchmal kommen die Schüler auch nach den Ferien nicht oder aus etlichen anderen Gründen.
Zur Zeit muss die Projektleitung einiges Regeln, sowohl in Köln, als auch in Kambodscha, sodass der Unterricht erstmal nicht stattfinden kann. Wir haben dadurch nur ein paar Tage dort verbringen können und haben kaum etwas vom Unterricht mitbekommen. Irgendwie lief einfach viel um das Projekt herum schief, was man vorher nicht hätte wissen können und ich echt schade finde.
Soviel erstmal zu insgesamt zwei Wochen von unseren sechs in Kambodscha. Ich mag es sehr in Kambodscha und bin etwas überfordert damit, es so bald zu verlassen. Aber ich werde auf jeden Fall wiederkommen.
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