Da ich den Dezember an zu vielen Orten verbracht habe, um über jeden einen Eintrag zu schreiben, habe ich beschlossen, den ganzen Monat in zwei Teilen zusammenzufassen.
Ein Monat, in dem viel passiert ist; in dem meine Schwester und ich uns nach vier Monaten wiedergesehen haben, in dem unser erstes Weihnachten weg von zuhause war und mit dem dieses aufregende, abwechslungsreiche Jahr 2018 geendet hat.
Me Time
Angefangen hat der Dezember nicht so, wie ich es geplant oder mir gewünscht habe. Eigentlich wollte ich von Ende November bis Mitte Dezember auf Achill Island bei einem Host verbringen. Ein paar Tage bin ich dort auch geblieben, aber länger habe ich es dort nicht ausgehalten und bin sozusagen geflüchtet. Kurz gesagt aus folgenden Gründen: Ich war dort alleine (nicht mal der Host war da, nur ein Nachbar der nicht viel Zeit hatte), hatte absolut nichts zu tun, da keine Gäste da waren und es für den Garten zu kalt war, wohnte alleine in einem runtergekommenen Haus ohne heißes Wasser und hatte eine Maus in meinem Zimmer.
Mehr Text will ich daran gar nicht verschwenden; auf jeden Fall musste ich mir spontan was einfallen lassen und habe schließlich einen Platz im Ashley Park House gefunden, allerdings erst ab einem bestimmten Tag, vor dem ich auf jeden Fall aus Achill Island weg sein wollte. Also vier Nächte für mich in fast willkürlich ausgewählten Orten, eine Art Zeitüberbrückung ohne lang überlegten Plan.
Zuerst eine Nacht in Newport, eine kleine Stadt in der Nähe von Achill Island, in der ich mich erstmal ziemlich über eine vernünftige Dusche gefreut habe, spazieren, etwas essen und das erste Mal in Irland beim Frisör war.
Dann gings weiter nach Cong, wohin ich das erste Mal in meinem Leben alleine getrampt bin. Dort war ich im Cafe früstücken und bei der Burg, in der Teile von Reign gedreht wurden. Leider kam ich dank fehlender Vorreservierung nicht rein.
Als letztes habe ich zwei Nächte in Galway verbracht und mir eine Tagestour nach Inishmoor, eine der Aran Islands, gebucht, weil ich die unbedingt noch sehen wollte. Die Insel war unglaublich schön, aber langsam hatte ich genug vom alleine sein und rumlaufen und war doch froh, als es weiterging.
Ashley Park House
Und so bin ich dann wieder an diesem friedlichen Ort gelandet, an dem ich insgesamt ganze sieben Wochen verbracht habe. Dieses Mal war viel weniger los. Keine Hochzeit, während ich da war, bloß ein paar Dinner und eine Christmas Party. Es hat sich deswegen, und weil andere Workawayer da waren, vollkommen anders angefühlt dort, viel ruhiger und entspannter.
Auch der Weihnachtstrubel ist - außer einem Weihnachtsbaum, einem Adventskalender, einem weihnachtlichen Kekse backen und einer Party - mehr oder weniger an mir vorbeigezogen. Und trotzdem war es irgendwie seltsam, während dieser Zeit nicht zuhause zu sein, vor allem wenn ich darüber nachgedacht habe, was ich in Köln alles so gemacht hätte. Schlittschuh laufen, vorm Kamin sitzen, Glühwein trinken (der sich hier "mulled wine" nennt, 5 Euro kostet und schmeckt, als hätte man puren Rotwein einfach erwärmt), Unmengen von Keksen backen und essen, Advent feiern, sich Last-Minute Geschenke für die Familie ausdenken, essen.
Dafür gabs dort wieder viel guten Wein und Gin Tonic, Spaziergänge, viel zu gute Desserts, endlich wieder Gesellschaft, Zeit für ein paar neue Gedichte, Gespräche über 'Im Jetzt leben', die Zukunft, Menschen auf Reisen, Vergangenes.
Belfast
Meine letzten drei Tage in (Nord-) Irland habe ich in Belfast verbracht, von wo aus ich am 20. Dezember die Fähre rüber nach Schottland genommen habe. Eine Art Abschluss des ersten Teils meiner ersten Reise alleine.
Wegen diesem Gefühl, dass etwas so Schönes zuende geht, war ich dort etwas schräg drauf. Ich bin am ersten Tag viel rumgelaufen, war im botanischen Garten, im Titanic Belfast (was ich erstaunlicherweise echt interessant fand), auf dem Weihnachtsmarkt (leider total überteuert, aber sehr schön) und habe im Starbucks ein wenig geschrieben (wozu ich mir extra ein Notizbuch kaufen musste, da ich natürlich nicht dran gedacht habe, eins mitzunehmen).
Am zweiten Tag habe ich eine "Game of Thrones"-Tour gebucht. Einen Tag im "Hop on, hop off"-Bus, über die ich mich sonst immer ein wenig lustig gemacht habe. Trotzdem muss ich zugeben, dass ich die Tour echt gut fand. Gehalten haben wir bei den Treppen, an denen Aria sich auf dem Weg zum Namenlosen, hochgezogen hat; an der Höhle, in der Melisandre den Schattendämon geboren hat; an der Kingsroad; an dem Platz, wo das Camp von Renly Baratheon in Staffel 2 stand, indem Brienne das erste Mal aufgetaucht ist und am Giant's Causeway.
Am nächsten Tag ging es dann auch schon auf die Fähre nach Schottland.
Die drei Wochen waren anders als geplant, etwas chaotisch und trotzdem echt schön. Die letzten Tage konnte ich es kaum erwarten meine Schwester endlich wiederzusehen und war sehr dankbar, dass wir uns dazu entschieden haben, Weihnachten zusammen zu verbringen.Ich hatte viel Zeit für mich, am Ende vielleicht etwas zu viel, und musste viel an meine Freunde und Familie denken.
Komisch wie schnell diese vier Monate vergangen sind und wie wohl ich mich alleine in diesem wunderschönen Land gefühlt habe. Es war irgendwie ganz anders, als ich gedacht hätte, auch wenn ich um ehrlich zu sein wenig Vorstellungen von Work&Travel hatte. Die Entscheidung, nicht sofort zu studieren und mir selbst erstmal eine Auszeit zu nehmen habe ich nie bereut und kann gar nicht beschreiben, wie gut es mir getan hat und immer noch tut.
Kommentar schreiben